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Funke, F., & U.-D. Reips (2007).
Datenerhebung im Netz: Messmethoden und Skalen

In M. Welker & O. Wenzel (Hrsg.): Online-Forschung 2007: Grundlagen und Fallstudien (S. 52-76). Köln: Halem.

Zusammenfassung
 
Die fortgeschrittene, weiterhin fortschreitende und in immer mehr Bereichen alltäglich werdende Nutzung des Internets im Allgemeinen und des Word Wide Webs im Speziellen macht das Netz gleichermaßen für Wissenschaftler, Marktforscher und Demoskopen zu einem interessanten Medium. Für computergestützte selbstadministrierte Befragungen (CAWI, computer assisted web interviewing) und andere Datenerhebungsformen im Web steht eine Vielzahl von Möglichkeiten für den Einsatz qualitativer und quantitativer Verfahren zur Verfügung.
 
Ein Grund für diese Popularität liegt sicherlich darin, dass der selbstadministrierte Befragungsmodus, bei dem der Untersuchungsteilnehmer die Dateneingabe mit dem Beantworten selbst übernimmt, schnelle Untersuchungen großer Stichproben verspricht. Immer mehr (frei verfügbare) Software und Onlinetools für das Erstellen von Befragungen im Web und deren Auswertung, ermöglichen es auch technisch nicht versierten Personen, Daten im Netz zu erheben. Dabei wird scheinbar oftmals vergessen, dass sich Daten zwar leicht generieren lassen, sie jedoch über bestimmte Qualitäten verfügen müssen, sollen aus ihnen valide Schlüsse gezogen werden. Sowohl Qualität, als auch Quantität von Daten werden durch die gewählten Messmethoden beeinflusst.
 
Die beiden Haupteinflüsse auf die Qualität der Ergebnisse einer Untersuchung, Repräsentation und Messung (Überblick in Groves/Fowler/Couper 2004), haben für Datenerhebungen im Web ebenso ihre Gültigkeit, wie für andere Erhebungsarten. Während der Bereich der Repräsentation, also der Weg von der angestrebten Grundgesamtheit über die realisierte Stichprobe und weitere Einflüsse wie Antwortverweigerung, sich nicht grundsätzlich von anderen Arten der Datenerhebung unterscheidet, gibt es, durch das Medium Computer bedingt, einige Besonderheiten im Bereich der Messung. Während Konstruktvalidität und spätere Datenverarbeitung noch unabhängig von der Erhebungsart sind, gibt es spezifische Einflüsse auf den Fehler durch den Messvorgang, die einen Einfluss auf die Ausprägung des Wertes haben, der gemessen werden soll. Die hier vorgestellten Messinstrumente und Skalen werden vor allem hinsichtlich ihrer Wirkung auf den Messfehler dargestellt.
 
Die internetbasierte Datenerhebung ist zwar in der Lage, einige Schwierigkeiten papierbasierter Untersuchungen zu beheben (z. B. manuelle Dateneingabe; Bewertung von Stimuli, die sich nicht abdrucken lassen), manche Probleme treten jedoch in beiden Erhebungsmodi auf (Antwort nach sozialer Erwünschtheit; Effekte der graphischen Darstellung) und es kommen online neue Herausforderungen hinzu (Browserkompatibilität; Antworten durch automatische Skripte; Mehrfachteilnahmen). Aber es ergeben sich auch neue Möglichkeiten, die in Papier-und-Bleistift-Befragungen nicht oder nur mit einem erheblichen Aufwand (sehr große Teilnehmerzahl; Messung von Antwortzeiten; komplexe Filterführung; multimediale Stimuli; völlig freiwillige Teilnahme) zu realisieren sind.
 
Die folgenden zwei Abschnitte zur Nutzeridentifizierung und zum Kompatibilitätsproblem sind für die spätere Datenauswertung von entscheidender Bedeutung, da stets kontrollierbar sein sollte, welcher Nutzer welche Angaben unter welchen Bedingungen gemacht hat. Der anschließende Teil über Messmethoden fokussiert auf die technische Seite der Datenerhebung im Netz. Dort werden die Vielfältigkeit der computergestützten Messungen und der damit verbundenen Einfluss auf Datenqualität und -quantität vorgestellt. Der Abschnitt über webbasierte Skalen zeigt die große Bandbreite von reaktiven Erhebungsinstrumenten in selbstadministrierten Befragungen. Letztlich richten wir - exemplarisch für Innovationen der Datenerhebung im Internet - einen Blick auf dynamische Formulare, die neben neuen Möglichkeiten der Datenerhebung auch eine Fülle von methodischen Fragen mit sich bringen.